8. Etappe: Könnern - Halle (Saale)
"Ja, ich weiß", begrüßte uns der Fahrer, "Sie sind die Beiden, auf die ich warten sollte, aber irgend wann mußte ich nun doch einmal losfahren. Meine Fahrgäste wurden langsam nervös. Die wollen ja auch nach hause." Da hatte es sicherlich recht. Im Bus saßen schon etliche Fahrgäste, es war 15:08, er hatte sich also 17 Minuten Verspätung erwartet. Wir bedankten uns 1000 mal und sahen tunlichst davon ab, einen Fahrschein bis nach Merseburg zu verlangen. Das wäre, beim neuen MDV-Zonentarif sicherlich möglich gewesen.
Das Fahrzeug war ein sog. Mega-Shuttle, also ein 15-Meter-Bus. Ruck-zuck ging es ab, Richtung Halle. Bis Garsena erst einmal auf der B6, dann abwärts zur Saale in das malerische Städtchen Rothenburg. Fast an jeder Haltestelle standen Fahrgäste, die, im Angesicht des Busses, ersteinmal fordernd auf ihre Uhr blickten. Böse Fahrer pflegen in solchen Situationen auszurufen: "Na, haste īne neue Uhr, zeig doch mal !" Aber, es gibt ja keine bösen Fahrer mehr und auch unserer ertrug die stumme Kritik ohne mit der Wimper zu zucken. Des einen Freud ist eben des anderen Leid... Die 314 hat übrigens eine landschaftlich sehr reizvolle Führung. Durch etliche Stichfahrten werden die Orte der Saaleaue erschlossen, so auch Wettin. Der Omnibusbetrieb Saalkreis betreibt mit der Linie 316 auch noch eine schnellere Verbindung Könnern - Halle. Hier sind jedoch weitaus weniger Fahrten im Angebot. Ohne Stichfahrt von der B 6, also auf den Spuren der altehrwürdigen K 319, gibt es dort auch nur noch ein Fahrtenpaar. Nun, unsere Fahrt ging trotzdem sehr zügig. Mit dem Fahrplan in der Hand und ständigem Blick auf die Uhr gaben wir immer unsere Kommentare ab: "Noch 13 Minuten hinterīm Plan, noch 12...". Wie dem auch sei: in Deutleben, auf halbem Weg nach Halle, waren wir wieder pünktlich. Dies mag sicherlich dem brillanten fahrerischen Können des Kollegen, der das 15-Meter-Gefährt absolut sicher steuerte, geschuldet sein. Zum anderen war die Planzeit wohl doch etwas reichlich bemessen... So erreichten wir pünktlich die hallesche Stadtgrenze. Auf Grund der Abwesenheit von Stau waren wir auch pünktlich im Zentrum. Wir hätten zwar bis zum Endpunkt ZOB mitfahren können, hätten uns dann aber noch ganz schön durch die Stadt quelen müssen. So verließen wir den Bus bereits am Knoten Steintor, wo auch optimale Umsteigebeziehungen zum innerstädtischen ÖPNV bestehen.
Die planmäßige Reisegeschwindigkeit hätte müde 37 km/h betragen - siehe oben -, tatsächlich betrug sie 48 km/h.
Negativ anzumerken wäre der vergleichsweise hohe Fahrpreis von 13 ct/km. Er stellt damit den Spitzenwert aller Busfahrpreise der Tour dar. Hier wirkt wohl eine Besonderheit des MDV-Tarifes. Befahren wurden zwei Tarifzonen. Diese müßten eigentlich, lt. MDV-Tarif, 2,10 Euro kosten. Tatsächlich bezahlt haben wir jedoch für zwei Personen 12,20 Euro, also stolze 6,10 Euro pro Person. Das ist teurer als der teuerste Einzelfahrschein, der überhaupt vom MDV angeboten wird. Für 5,90 Euro könnte man nämlich 4 Stunden durchīs gesamte MDV-Gebiet fahren, also z.B. von Rothenburg bis Narsdorf oder von Bad Düben bis Vitzenburg. Es gibt nur eine Erklärung: Könnern liegt knapp hinter der Kreisgrenze im Landkreis Bernburg, also außerhalb des MDV-Gebietes. Der Tarifzonenplan des MDV enthält den sybillinischen Spruch: Für Ziele außerhalb des Verbundgebietes Informationen bei den Verkehrsunternehmen. Für Fahrten, die an Haltestellen außerhalb des Verbundgebietes beginnen oder enden, gilt nämlich der MDV-Tarif nicht. Hier gilt unverändert der Haustarif der Verkehrsunternehmen. Und dieser ist beim Omnibusbetrieb Saalkreis ein Kilometertarif. Daß unsere Fahrt der Linie 314 sehr viele Haken schlug, also sehr viele Stichfahrten ausführte, wurde ja bereits beschrieben. Und so wurde es eben echt teuer... Noch verrückter wird das Ganze, wenn man dann eine intensive Tarifberatung durch den OBS erhält. In solchen Fällen wird nämlich empfohlen, nur einen Fahrschein zu kaufen, mit dem man die Grenze zum MDV-Gebiet überschreitet. In diesem Falle wäre das die Strecke Könnern-Rothenburg gewesen. Die kostet, nach Haustarif OBS, 90 Cent. Innerhalb des Tarifgebietes könnte man sich dann einen MDV-Fahrschein holen, in diesem Fall zwei Zonen für 2,10 Euro. Macht in der Summe 3,00 Euro. Beide Fahrscheine werden in der Regel auch vor Ort vom Fahrer verkauft. Nun, werden die restlichen 3,10 Euro eben als Spende verbucht...
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