Annaberg-Buchholz... oberer Bahnhof ?

Wer sich schon mal ein bißchen mit der Eisenbahn im Erzgebirge beschäftigt hat, wird dort sicherlich auch die Strecke (Chemnitz-) Flöha - Wolkenstein - Annaberg-Buchholz - Cranzahl - Bärenstein (-Vejperty) kennen. Aus Richtung Flöha erreichte die Strecke in Annaberg zuerst den "unteren Bahnhof", dann "Mitte" und als letzten Bahnhof "Süd". Bis Mitte der 90er Jahre begann in Annaberg auch noch eine Zweigstrecke, und zwar über Schwarzenberg, Aue, Wilkau-Haßlau nach Zwickau (zuletzt KBS 450, bis 1968 als KBS 171 bis Werdau). Beide Strecken bedienten die drei genannten Bahnhöfe in Annaberg-Buchholz gemeinsam, da die Schwarzenberg-Zwickauer Strecke bereits im unteren Bahnhof begann.

Nun könnte man sich ja folgendes überlegen:

Annaberg-Buchholz, unterer Bahnhof - ja, klar, Annaberg-Buchholz ist eine Bergstadt, und dieser Bahnhof liegt eben unten;

Annaberg-Buchholz, Mitte - liegt... in der Mitte;

Annaberg-Buchholz, Süd - im Süden der Doppelstadt, wo denn sonst ?

Aber ... wenn es einen unteren Bahnhof gibt... gibt´s dann auch einen Oberen ??? Alte Kursbücher geben nicht so richtig Auskunft, zumindest seit 1960 kennt keines der zutreffenden Werke einen oberen Bahnhof in Annaberg-Bucholz. Schlauer wird man da schon, wenn man einen Stadtplan zu rate zieht. Dieser kennt sehr wohl, auch 2001, noch eine Straße "Am oberen Bahnhof". Und die befindet sich natürlich "oben", direkt abzweigend von der B 95. Und hier ist des Rätsels Lösung: Bis Mitte der 90er Jahre gab es eine normalspurige Eisenbahnstrecke Königswalde, oberer Bahnhof - Annaberg-Buchholz, oberer Bahnhof. Diese war - zumindest die letzten 30 Jahre ihres Bestehens - eine reine Güterstrecke. Sie stellte den Eisenbahnanschluß für die zahlreichen Industriebetriebe im Bereich der B 95 - also des östlichen Annabergs - her. Der letzte Zug fuhr am 31.12.1994 (Quelle: BVO Bahn GmbH) . Und hier nun - endlich - ein paar Bilder (alle Aufnahmen Frühjahr 2001):

Dieses Bild zeigt das Gelände, auf dem sich "früher" einmal der obere Bahnhof befunden hat. Aufnahme in Blickrichtung Westen, ganz im Hintergrund verläuft die B 95.

 

 

 

 

 

 

 

Diese Aufnahme zeigt ein Gebäude auf dem Gelände. Ziemlich deutlich ist noch die Laderampe zu erkennen.

 

 

 

 

  

 

 

 

Hier sieht man nun wenigstens ein bißchen Eisenbahnspuren. Dies ist / war die Trasse, unmittelbar nachdem sie das Bahnhofsgelände in südlicher Richtung verlassen hat. Nun ging es immer neben der B 95 her.

 

 

  

 

 

 

 

Na also, das läßt doch wenigstens auf Eisenbahn schließen. Das Bild zeigt die Trasse im weiteren Verlauf in Annaberg, neben der B 95. Diesmal ist allerdings in nördlicher Richtung fotografiert wurden.

 

 

 

 

 

 

 

Und, je weiter man nach Süden kommt, desto mehr sieht es nach Bahn aus. Dieses Bild entstand nahe der südlichen Annaberger Stadtgrenze, Blick nach Süden. Rechts verläuft wieder die B 95. Außerhalb der Stadt trennt sie das Gleis dann von der Straße, läßt, auf einem Höhenzug verlaufend, Königswalde östlich im Tal liegen und mündet dann in die Strecke nach Vejperty.

 

 

 

Soweit die Bilder. Aber - stillgelegte Bahnstrecken gibt es viele - was ist nun gerade an dieser so interessant ? Wenn man in gängige Suchmaschinen im Internet den Begriff Annaberg-Buchholz, oberer Bahnhof eingibt, findet man auf verschiedenen Seiten (z.B. hier, oder hier) einen Hinweis darauf, daß die beschriebene Trasse bald die Grundlage für den Neubau bzw. die Streckenverlängerung einer schmalspurigen Eisenbahn werden könnte - und das ist doch ziemlich einmalig. Immer wieder im Gespräch ist nämlich eine Verlängerung der Fichtelbergbahn. Diese soll, von Oberwiesenthal kommend, ab Cranzahl mittels eines Dreischienengleises in die Strecke Richtung Bärenstein - Vejperty eingebunden werden. In der Nähe von Königswalde wäre dann der Bau einer Verbindungskurve nötigt, so daß dann in nördlicher Richtung die ehemalige, hier beschriebene Trasse in Richtung Annaberg-Buchholz, oberer Bahnhof erreicht werden würde. Und - was soll das ganze ? Nun, die Fichtelbergbahn ist schon immer auf "Zubringerleistungen" der Regelspurstrecke aus Richtung Chemnitz - Flöha angewiesen. Cranzahl ist (im Gegensatz zur Kreisstadt Annaberg-Buchholz) nicht so groß, daß dort ein bedeutendes Quellverkehrsaufkommen zu erwarten wäre. Wenn man nun aber den Einwohnern und Besuchern der "Metropole Annaberg" die Möglichkeit geben würde, in einer Direktverbindung, ohne Umzusteigen, nach Oberwiesenthal, an den Fuß des Fichtelberges, zu fahren, wäre das schon eine Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs. Und - wann soll es soweit sein ? Die BVO Bahn erklärte hierzu im Mai 2001: "Momentan gibt es konkrete Pläne einer Streckenverlängerung bis Annaberg.... Zur Zeit wird die Finanzierung geprüft..."

Na, da kann man gespannt sein !

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